Emergency Department Pharmacist
​In deutschen Notaufnahmen stellen unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Medikationsfehler ein relevantes Risiko dar, verursacht u.a. durch ein heterogenes Patientenklientel, Zeitmangel sowie komplexe Arbeitsabläufe. International zeigt sich, dass die Einbindung von Apotheker:innen im Bereich der Notaufnahme – sog. Emergency Department Pharmacists - diese Risiken verringern und die Arzneimitteltherapiesicherheit deutlich verbessern kann. In Deutschland ist eine solche Position bislang jedoch kaum etabliert. Die Stiftung Patient & Klinische Pharmazie fördert daher die Einführung eines Emergency Department Pharmacist in drei deutschen nicht-universitären Kranenhäusern, um klinisch-pharmazeutischer Expertise in Notaufnahmen gezielt zu integrieren.
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Wir gratulieren den 3 Förderprojekten Emergency Department Pharmacist, die nach Abschluss des zweistufigen verblindeten Auswahlverfahrens mit einer interdisziplinären Jury ausgewählt wurden. Es gab 41 Projekteinreichungen, vielen Dank allen, die sich hier engagiert haben.
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Krankenhausapotheke Klinikum Hanau
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Krankenhausapotheke Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen
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Krankenhausapotheken Ubbo-Emmius-Klinik Aurich und Klinikum Emden
Den ausgewählten Krankenhausapotheken wünschen wir eine erfolgreiche Projektzeit gemeinsam mit Ihrer Notaufnahme und freuen uns auf eine produktive Zusammenarbeit.
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Projektkoordination:
Benjamin Hellinger, Leipzig
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Die ausgewählten Krankenhausapotheken​

Hanau, v.l.n.r.: Bianca Partheymüller (Emergency Department Pharmacist), Andrijana Kersic (Oberärztin Neurologie ZNA), Rena Sadijeva (Fachärztin für Innere Medizin ZNA), Ann-Christine Mihai (Oberärztin Chirurgie ZNA), Dr. Florian Unbehaun (Chefarzt der ZNA) und Gil Harel (Oberarzt Innere Medizin ZNA)
Krankenhausapotheke
Klinikum Hanau
Seit September 2025 ist in der Notaufnahme des Klinikum Hanaus erstmals eine klinische Apothekerin im Einsatz. Ziel des Projekts ist es, arzneimittelbezogene Risiken frühzeitig im Behandlungsprozess zu erkennen und die Patientensicherheit dadurch gezielt zu stärken. Dabei ist ein zentrales Element die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Apothekerin mit Ärzt:innen und Pflegekräften, wodurch Medikationsentscheidungen schneller, sicherer und patientenindividuell getroffen werden. Die Apothekerin übernimmt die strukturierte Arzneimittelanamnese direkt am Patientenbett, insbesondere bei Notfallpatient:innen mit unklarer Medikation oder Polymedikation. Anschließend erfolgt eine umfassende Überprüfung der Medikamente auf arzneimittelbezogene Probleme, wie etwa unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Wechselwirkungen, Über- oder Unterdosierungen oder Doppelverordnungen. Durch diese enge Einbindung in die klinischen Arbeitsabläufe leistet die Apothekerin einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Patientensicherheit in der Notaufnahme. Das Projekt soll zeigen, wie gezielte pharmazeutische Expertise direkt vor Ort den Behandlungserfolg unterstützen und zur Versorgungsqualität in der Notaufnahme eines Maximalversorgers beitragen kann.


Emden, v.l.n.r.: Simon van Hove (Geschäftsführender Oberarzt), Claudia Janssen (Emergency Department Pharmacist), Marvin Stockhausen (Stationsarzt)

Aurich, v.l.n.r.: Alexander Dinse-Lambracht (Chefarzt), Marina Knelles-Neier (Ltd. Oberärztin), Sven Friedrichs (Emergency Department Pharmacist), Uwe Tillmann (Oberarzt)
Krankenhausapotheken
Ubbo-Emmius-Klinik Aurich
und Klinikum Emden
Mit zunehmendem Umfang der zur Verfügung stehenden Arzneimittel und damit möglicher Therapieoptionen für verschiedene Krankheitsbilder steigt die Herausforderung in der Notaufnahme einen schnellen Überblick über die Medikation und damit auch über die möglichen arzneimittelbezogenen Probleme der Patienten zu bekommen. Hierbei unterstützen ab Herbst 2025 zwei Apotheker:innen das Team der Zentralen Notaufnahme der Ubbo-Emmius-Klinik Aurich und des Klinikums Emden.
In einer zweijährigen Projektphase sollen die beiden Emergency Department Pharmacists (EDP) nach Erstanamnese des pflegerischen und ärztlichen Teams gezielt die Medikation der Patienten unter anderem auf Interaktionen, Nebenwirkungen oder Fehldosierungen prüfen. Im direkten Patientengespräch sollen weiterhin Non-Adhärenz, Fehleinnahmen oder bisher nicht genannte zusätzlich eingenommene Präparate aufgedeckt werden.
Weiterhin dient der EDP als direkte Schnittstelle zur Klinikapotheke und zu den Stationsapothekern, um bei Aufnahme des Patienten eine reibungslose und korrekte Fortsetzung der häuslichen Medikation und der geplanten Therapiemaßnahmen auf Station zu gewährleisten.
Durch diesen neuen interdisziplinären Austausch soll die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) nicht nur in den Notaufnahmen, sondern auch insgesamt in beiden Häusern gesteigert werden.



Villingen-Schwenningen, v.l.n.r.: Hanja Pühler, (Emergency Department Pharmacist), Moritz Vitt (Leitung Apotheke), Prof. Dr. med. Bernhard Kumle (Leitung Klinik für Akut- und Notfallmedizin), Theresa Waldvogel (Emergency Department Pharmacist)
Krankenhausapotheke Schwarzwald-Baar
Klinikum Villingen-Schwenningen
Demografischer Wandel, Hausärztemangel und eine Zentralisierung der Krankenversorgung führen zu stetig steigenden Patientenzahlen in der Notaufnahme. Um diesen strukturellen Herausforderungen gerecht zu werden, geht das Schwarzwald-Baar Klinikum einen neuen, innovativen Weg. Die interdisziplinäre Notaufnahme wird grundlegend umstrukturiert. Neben einem fortschrittlichen Raumkonzept mit vielen kleinen Einzelversorgungsplätzen, erweiterter Schockraumkapazität und spezialisierten Behandlungsräumen für Demenzpatienten rückt die Optimierung der Prozesse in den Fokus. Ziel ist es, die Patienten sicher und schnell zu versorgen.
Ein wichtiger Baustein der zukünftig neugestalteten Prozesse ist die Implementierung eines Emergency-Department-Pharmacists (EDP). Als Arzneimittelexperte unterstützt er Ärztinnen und Ärzte durch präzise Medikationsanamnesen, die Bewertung von Interaktionen und Nebenwirkungen, die Etablierung von Anordnungsstandards im elektronischen Verordnungssystem (CPOE) und regelmäßige Schulungen. Die Empfehlungen und pharmazeutischen Interventionen werden per digitalem Konsil im Klinikinformationssystem dokumentiert und stehen allen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen zentral zur Verfügung. Damit leistet der EDP einen wertvollen Beitrag zur Effizienzsteigerung, zur Reduktion von Medikationsfehlern und zur nachhaltigen Verbesserung der Versorgungsqualität – sowohl in der Notaufnahme als auch im anschließenden stationären Aufenthalt.

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Ausschreibung
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Jährlich werden in deutschen Notaufnahmen mehr als 20 Millionen Patient:innen behandelt. Zwischen 5-10% aller Krankenhausaufnahmen sind auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zurückzuführen, welche häufig nicht korrekt erkannt werden. Das heterogene Patientenklientel, parallele Prozesse, Zeitmangel sowie die Unterschiede im Ausbildungs- und Wissensstand des Personals bergen ein signifikantes Risiko für das Auftreten von Medikationsfehlern in der Notaufnahme. Die Integration von Apotheker:innen hat bereits in verschiedensten klinischen Bereichen zu einer Reduktion von Medikationsfehlern, verbessertem UAW-Management und damit zu einer Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit geführt. Dies sollte ebenso im risikoreichen Bereich der Notaufnahme angestrebt werden, um eine effektive, effiziente und sichere Arzneimitteltherapie zu gewährleisten. Eine wesentliche Herausforderung für Apotheker:innen in der Notaufnahme besteht in der Etablierung klinisch-pharmazeutischer Dienstleistungen in das bestehende Konzept der 24/7-Betreuung ständig neuer Patienten. Während die Position des:der Emergency Department Pharmacist im Krankenhaus in vielen Ländern bereits fest etabliert ist, findet sich eine solche Stelle in Deutschland lediglich in einigen wenigen Einrichtungen. Das aktuelle Positionspapier der DIVI und DGINA zur Struktur und Ausstattung von Notaufnahmen (2024) hat die Integration von Apotheker:innen in das interdisziplinäre Behandlungsteam nicht in ihre Empfehlungen aufgenommen. Dies verdeutlicht, dass in Deutschland Apotheker:innen noch nicht hinreichend in Notaufnahmen präsent sind.
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Daher hat sich die Stiftung Patient & Klinische Pharmazie zum Ziel gesetzt, die Etablierung der Klinischen Pharmazie in der Versorgung von Notfallpatienten in Deutschland aktiv zu fördern. Dazu schreibt sie deutschlandweit das Projekt Emergency Department Pharmacist aus. Gefördert werden 2 bis 3 Projekte eines:einer Emergency Department Pharmacist, die, angepasst an die jeweilige Situation des Krankenhauses, klinische Pharmazie für die Betreuung von Patient:innen in Notaufnahmen konkret umsetzen. Ziel ist die Förderung von Praxisprojekten nicht-universitärer Krankenhausapotheken mit direktem Patientenkontakt im interdisziplinären Team direkt vor Ort in der Notaufnahme. Promotionen sowie Projekte, die ausschließlich auf sog. Notaufnahme-Beobachtungsstationen stattfinden, sind ausgeschlossen.
Antragsberechtigt sind Apotheker:innen einer deutschen, nicht-universitären Krankenhausapotheke in einer Klinik mit Basis-, erweiterter oder umfassender Notfallversorgung nach G-BA-Kriterien. Das Projekt ist auf zwei Jahre Förderungsdauer angelegt und beinhaltet Personalkosten in Höhe von 50-100% TV-L E14, der Umfang ist an das beantragte Projekt anzupassen. Geplanter Start für die Projekte ist September 2025, der Projektzeitraum geht bis Ende August 2027. Die Ausschreibung erfolgt in einem zweistufigen Prozess.
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Für Stufe 1 ist das Antragsformular mit einer kurzen Projektdarstellung (Ausgangssituation, Ziel, Durchführung, beantragter Stellenumfang), dem Nutzen für Patient:in/Klinik, dem Verstetigungspotential, der Eigenleistung, und der Zustimmung der Apothekenleitung und des Klinikdirektoriums (Fachbereichsleitung) einzureichen. Einreichungen sind nur per E-Mail möglich. Rückfragen können an info@pukph.org gerichtet werden. Der Antragszeitraum für Stufe 1 endet am 31.12.2024.
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Nach einer Vorauswahl der eingereichten Projekte durch den Vorstand der Stiftung und Expert:innen wird in Stufe 2 eine ausführlichere Antragsbeschreibung eingereicht. Detaillierte Informationen dazu erhalten die ausgewählten Antragsteller bis 31.01.2025. Einreichungen für Stufe 2 können bis 15.03.2025 erfolgen.
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Für die Apotheker:innen, die in den bewilligten Projekten mitarbeiten, ist zur Einarbeitung ein verpflichtendes Tutorial geplant. Die Apotheker:innen der bewilligten Projekte sollen in engem Austausch zusammenarbeiten, um ihre Kompetenzen auf dem Gebiet gemeinsam weiterzuentwickeln. Über die klinisch-pharmazeutische Tätigkeit des:der Emergency Department Pharmacist ist eine zeitsparende Dokumentation zu führen, die vorab verbindlich mit der Stiftung abgestimmt wird. Jedes geförderte Projekt reicht zudem jährlich einen Bericht bei der Stiftung ein.
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Die Stiftung Patient & Klinische Pharmazie möchte mit dieser Ausschreibung ausdrücklich kleine und mittlere Krankenhausapotheken unterstützen und lädt alle Kolleg:innen dieser Häuser herzlich ein, Anträge einzureichen.
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Mit der Einreichung eines Antrags stimmt der:die Antragsteller:in zu, dass alle dort genannten Angaben für die Bearbeitung durch die Stiftung verwendet und gespeichert werden.
Bei geteilten Leitungsfunktionen reichen Sie bitte pro Person mit leitender Funktion jeweils ein separates Bestätigungsformular ein.
Benutzen Sie bitte für die Antragstellung folgende Dokumente:
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Zum Ausfüllen benutzen Sie bitte Adobe Reader o.ä..
Schicken Sie bitte das unterschriebene Antragsformular und die unterschriebenen Bestätigungsformulare eingescannt per E-Mail an info@pukph.org bis spätestens 31.12.2024.
31.12.2024
Deadline für Anträge Stufe 1
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Downloads:
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Bestätigungsformular Apothekenleitung
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Bestätigungsformular Leitung Notaufnahme
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31.01.2025
Bescheid Stufe 1
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15.03.2025
Deadline für Anträge Stufe 2
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01.09.2025
Projektstart
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31.08.2027
Voraussichtliches Projektende
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