Intensive Care Pharmacist
Eine veränderte Verstoffwechslung von Arzneistoffen, sowie u.a. komplexe Behandlungsschemata und häufige Therapie- und Dosisänderungen bei Intensivpatienten, sind Risikofaktoren für das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf Intensivstationen. Anders als in Deutschland, ist in vielen internationalen Ländern der „Intensive Care Pharmacist“ ein fester Bestandteil des multiprofessionellen Teams auf Intensivstationen. Die Stiftung Patient & Klinische Pharmazie unterstützte drei Projekte an deutschen Krankenhäusern, den „Intensive Care Pharmacist“ auf ihren Intensivstationen zu etablieren.
​
Wir gratulieren den 3 Krankenhausapotheken, deren Projekte nach Abschluss des zweistufigen Auswahlverfahrens ausgewählt wurden. Es gab 17 Projekteinreichungen, vielen Dank allen, die sich hier engagiert haben.
-
Krankenhausapotheke im Marienhaus Klinikum Mainz
-
Krankenhausapotheke des Klinikums Starnberg
-
Apotheke des Marienhospitals, Stuttgart
​
Projektkoordination:
Dr. Heike Hilgarth, Leipzig

Team der Intensive Care Pharmacists bei der Preisverleihung zum 3. Posterpreis beim 49. Wissenschaftlichen Kongress des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA) vom 14.-16.05.2024 in Nürnberg
​
Veröffentlichungen im Rahmen des Projekts
​
Die ausgewählten Krankenhausapotheken​

Starnberg, v.l.n.r.: Dr. Ulrich Jurgan, Facharzt Anästhesiologie und Intensivmedizin,
Dr. Angela Ihbe-Heffinger, Dr. Katharina Endres, Intensive Care Pharmacists, Dr. Andreas Rüchardt, Oberartz Pneumologie
Krankenhausapotheke des
Klinikums Starnberg
​
Interdisziplinäres, crossfunktionales Medikations- und Risikomanagement im intensivmedizinischen Digitalisierungsumfeld
Der intensivmedizinische Medikationsprozess ist komplex und führt mit einer Prävalenz von 4,5-34,1% zu UAWs, die überwiegend vorhersehbar (74-90%) und weitgehend vermeidbar sind (9-63%). Die Parenteraliagabe bedarf im Umfeld von Pandemie, Leiharbeit und Digitalisierungsdruck besonderer Aufmerksamkeit - Medikationsfehler sind hier besonders schwerwiegend. Deshalb werden die Intensive Care Pharmacists Dr. Katharina Endres und Dr. Angela Ihbe-Heffinger am Klinikum Starnberg ab Oktober 2022 pharmazeutische Risikominimierungsstrategien für Patient:innen der interdisziplinären internistischen und anästhesiologischen Intensivstation etablieren. Schwerpunkte sind die Ausweitung vorbereiteter, interdisziplinärer Arzneimittelvisiten zur Lösung arzneimittelbezogener Probleme (ABP), die Standardisierung der Parenteraliagabe sowie deren Akzeptanzförderung durch vorkonfigurierte Datensätze in elektronischen Verordnungssystemen. Durch den interdisziplinären Austausch zwischen den behandlungsführenden Ärzten, der Intensivpflege sowie der Krankenhausapotheke soll die Arzneimitteltherapiesicherheit – AMTS erhöht werden.


Stuttgart, v.l.n.r.: Dr. Felix Hamler, Assistenzarzt Rekonstruktive Plastische Chirurgie, Barbara Reistle, Intensive Care Pharmacist
Apotheke des Marienhospitals
Stuttgart
​​
Der „Critical Care Pharmacist“ (ICP) wird im Marienhospital Stuttgart als Ansprechpartner für
Arzneimittel auf der Intensivstation (operative Patienten) und bei Verlegung für nachfolgende Stationen etabliert.
Zu seinen Aufgaben gehört außer der Visitenteilnahme die Medikationsanalyse anhand von
Laborwerten, gefolgt von einer Beratung zur Therapie-Dosisanpassung oder Vermeidung
unerwünschter Nebenwirkungen (pharmazeutische Intervention).
In der Initialphase des Projekts wird anhand einer repräsentativen Patientenstichprobe der Ist-Zustand der pharmazeutischen Interventionen erfasst.
In der Projektphase sollen mehrere Standards überarbeitet und durch Schulungen etabliert werden. Dazu zählen beispielsweise die Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz/Dialyse sowie Infusionsschemas und das therapeutische Drugmonitoring (TDM).
Zusätzlich soll der Wechsel von der Intensiv- zur Normalstation pharmazeutisch durch Hinweise im Arztbrief erleichtert werden. Die Arzneimittelsicherheit wird dadurch auch auf der Normalstation verbessert.
Nach Erstellung der Standards wird erneut eine Patient:innenstichprobe erhoben und mit der Initialphase verglichen, um die Effektivität der pharmazeutischen Interventionen darzustellen.



Mainz, v.l.n.r.: PD Dr. Matthias David, Leitung Anästhesiologie und Intensivmedizin, Dr. Bianca Weyer, Intensive Care Pharmacist, Dr. Peter Obitz, Leitung Apotheke
Krankenhausapotheke im
Marienhaus Klinikum Mainz
​
Seit Herbst 2022 gibt es im Marienhaus Klinikum Mainz einen Intensive Care Pharmacist (ICP) als festen Bestandteil des Behandlungsteams. Dies ist einzigartig innerhalb der Marienhaus-Gruppe und soll als Modell für die Implementierung weiterer Apotheker auf Station dienen.
Intensivpatienten haben oft hochkomplexe Krankheitsbilder, gepaart mit Polypharmazie und Organdysfunktionen. Nicht selten erhalten sie ca. 20 verschiedene Arzneimittel über unterschiedliche Applikationswege. Hier unterstützt der ICP die behandelnden Ärzte dabei die Medikation bei Interaktionen, Nieren- oder Leberinsuffizienzen entsprechend anzupassen. Für Fragen zur Lösung, Kompatibilität oder zur Applikation über Sonden ist der ICP Ansprechpartner für die Pflege. Zudem ist er als Bindeglied zur Apotheke erste Anlaufstelle bei Lieferengpässen und Beschaffung von besonderen Arzneimitteln und Medizinprodukten, sowie an der Erstellung von Standards und Fortbildungen beteiligt. So soll der Medikationsprozess verbessert werden und die Arzneimitteltherapiesicherheit für Patienten auf der Intensivstation erhöht werden.
Während der 2-jährigen Projektphase ist der ICP in das Programm der Stiftung Patient & Klinische Pharmazie eingebunden. Zudem begleitet klinikintern eine interprofessionelle Steuerungsgruppe die Tätigkeit des ICP.​

